Freitag, 3. Juni 2016

HOSPIZ

Früher gab es Hospize im Kloster. Es waren die Unterkünfte, in denen vorbeiziehende PilgerInnen übernachten und sich für die weitere Reise an Leib und Seele stärken konnten – sie hatten also nichts mit Tod und Sterben, höchstens mit einer Art von Verwandlung, die auf einer Pilgerreise entstehen kann.Gespräche, Gesten, Augenblicke und Berührungen in der heutigen Hospizarbeit „erden“, erinnern an die Schönheit im Leben, lassen so etwas wie Demut oder Ehrfurcht empfinden.

Die Begegnungen mit sterbenden Menschen, ihren Freunden und Angehörigen, sind oftmals „pur": unverstellte Gefühle, offene Fragen, tiefe Sehnsüchte. Es geht um die unterschiedlichsten Formen der Liebe, die gesucht, vermisst, bestaunt, gelebt oder genossen wird. Um Angst und Unsicherheit natürlich auch und um grundsätzliche Fragen, was noch wichtig ist im Leben – oder eben auch nicht mehr. Es geht aber auch um profane Alltäglichkeiten, konsequente Verdrängungen und liebgewonnene Gewohnheiten.

Die Geschichten, die diese Begegnungen erzählen, handeln im Grunde immer von der Kunst des Lebens. „Du stirbst wie du lebst.“ – ein Satz, der oft im Zusammenhang mit der Hospizarbeit fällt.
Wie gelingt ein glückliches Sterben? Wie gelingt ein glückliches Leben? In dieser Hinsicht können wir viel von sterbenden Menschen lernen, denn sie sind an einer Schwelle angekommen, an der es nur noch selten Generalproben oder Probeläufe gibt.

In den Geschichten vom Sterben und Lieben möchte ich das Wertvolle und Kostbare dieser Begegnungen mit sterbenden Menschen in den Mittelpunkt stellen.

 
 
Pilgerherberge
auf dem Camino
in Spanien